Voodoo

Voodoo hatte schon immer etwas Mysteriöses, und bereits während des letzten Jahrhunderts zog es viele Reisende nach New Orleans, nur um die damalige Voodoo-Queen Marie Laveau aufzusuchen. Obwohl auf afrikanischen Traditionen beruhend, huldigten bereits auch damals viele Weiße diesem Kult. Voodoo kommt ursprünglich aus dem ehemaligen Königreich Dahome und war die Religion der dort lebenden Bevölkerung. Die Religion hatte mehrere Götter, wobei einer der Hauptgötter "Zombi" war, der auch "Damballah" genannt und als riesige Python dargestellt wurde. Die Dahome glaubten, daß die ersten Menschen blind waren und erst die große Schlange ihnen die mmenschliche Sehkraft verlieh. Daher ist der Schlangenkult bei den Voodoo-Zauberern von erheblicher Bedeutung.

Die Dahomes waren im 17. und 18. Jahrhundert bekannt dafür, daß sie Sklaven an die Franzosen verkauft haben, die dann in die amerikanischen Kolonien verschleppt worden sind. Auf diese Weise gelangte der Voodoo-Kult bis nach Haiti auf die französischen Zuckerrohrplantagen. 1717 wurden dan etwa 3.000 Sklaven von Haiti nach Louisiana gebracht. Die dadurch ausgelöste Ausbreitung des Voodoo-Zaubers in Louisiana veranlaßte den damaligen spanischen Gouverneur des 18. Jahrhunderts sogar, die "Einfuhr" weiterer Sklaven zu unterbinden. Doch in den Folgejahren kamen auch immer mehr Weiße, vor allem Franzosen aus den Kolonien Westindiens, und auch sie waren von der Religion angetan. So erlangte der Voodoo-Kult im beginnenden 19. Jahrhundert immer mehr an Bedeutung in New Orleans. Interessanterweise entwickelte sich dabei gerade in New Orleans in einigen Punkten eine Symbiose mit Prinzipien des Katholizismus. Bilden der Heiligen Jungfrau Maria und Ikonen anderer Heiliger schmückten nicht selten die Voodoo-Altäre.

Hauptversammlungsplatz der Voodoo-Anhänger damals war ein Park am Lake Pontchartrain, wo richtige Orgien abgehalten wurden. Man versuchte - veranlaßt durch Lobbyisten der "klassischen" katholischen Kirche - diese Voodoositzungen zu verbieten. Ein weiterer Grund dafür war auch die Angst, es könnte hier eine Sklavenrevolte angeheizt werden.

Als man merkte, daß ein Verbot nicht durchzusetzen war, wurden Voodoo-Versammlungen nur noch an Sonntagen auf dem Congo Square (beim heutigen Municipal Auditorium im Armstrong Park) erlaubt. Ziel war es, die Bewegung auf diese Weise unter Kontrolle zu halten. Doch dieses inspirierte zunehmend alle Bevölkerungsschichten, sich das Treiben mit Tänzen, Trommelmusik und merkwürdig verkleidete Menschen anzuschauen. Schon bald war es große mode, sich mit einem Picknickkorb an den Rand des Geschehens zu setzten - und später auch daran teilzuhaben.

Der wichtigste Tag der Voodooisten war und ist der St.John's Eve (23. Juni): Die Voodoo-Königin tanzte dann mit der großen Schlange. In Trance versetzt, tranken die Anhänger Blut von schwarzen Katzen, aßen lebendige Hühner, und es wird sogar behauptet, daß sie gegenseitig am Blut des anderen geleckt haben. Daß bei dieser Kultveranstaltung auch noch kleine Särge zugegen sein mußten, führte bei vielen Creolen zu dem Glauben, in ihnen würden gekidnappte und getötete weiße Babies liegen. Heute sind die Sitten und Gebräuche an diesem Tag aber nicht mehr so "haarsträubend".

Zwei Personen hatten eine große Bedeutung in der Voodoo-Welt des damaligen New Orleans:

Eine davon war Marie Laveau (es gab eigentlich zwei Königinnen dieses Namens: Mutter und Tochter). Marie Laveau I. (1796-1881) wurde 1830 Voodoo-Queen. Ihre Anhänger reisten aus ganz Amerika an, um sich von ihr heilen bzw. die Zukunft voraussagen zu lassen, und zu ihren Verehrern gehörten ranghohe Lokalpolitiker und führende Geschäftsleute. Eigentlich war sie eine einfache Friseuse. Sie verstand es aber, die Erzählungen der Damen der gehobenen weißen Gesellschaft zu deuten und umzusetzen. Sie holte sich aber den größten Teil ihrer Informationen von den Bediensteten der Reichen, denen sie zu ihrem Zwecke mit Voodoo-Ritualen vorher Furcht einflößte und sie so gesprächig machte. Bevor sie Voodoo-Queen wurde, heißt es, habe sie ihre "Konkurrentinnen" alle mit Voodo-Zauberei getötet. Es wird außerdem gesagt, daß in dem Haus von Marie Laveau eine 6 Meter lange Python gelebt hat und daß zu ihren Fetischen sogar mumifizierte Baby-Skelette gehört haben sollen. Ihre Tochter setzte ihre   "Regentschaft" fort. Das Grab von Marie Laveau I. befindet sich heute auf dem St. Louis No.2 Cemetery. Ihre Anhänger meinten, daß ihre Seele ewig weiterleben wird.

Die zweite Persönlichkeit war Doctor John, der von sich behauptete, ein senegalesischer Prinz zu sein und dessen Wahrsagungen in der Mitte des letzten Jahrhunderts bis in die höchsten Kreisen erhört worden sind. Kenntnisse über die Lebensumstände seiner Anhänger erhielt auch Doctor John durch seine "Spione", meist Bedienstete in den Häusern der entsprechenden Personen. Er gilt übrigens als einer der Lehrmeister von Marie Laveau.

Der Voodoo-Kult lebte und lebt auch heute noch größtenteils von seinen Fetischen ("Gris-Gris"). Einer der bekanntensten ist die "Mojo-Hand": ein Stück Stoff, in den Überresten von verstorbenen Reptilien und Vögel (und auch Menschen?) gewickelt sind und der dazu dient, ungeliebte Personen zu verhexen. Ein anderes Gris-Gris ist eine Wurzel, "Johnny the Conqueror" genannt, die für die Potenz förderlich sein soll. Weitere bekannte Heilmittel wären z.B. die "Get-Together-Drops", die "Follow-Me-Drops", das "Liebes-Öl" und das "Verhexungsmittel für den Chef". Doch auch die moderne Schulmedizin hat die Kraft der Voodoo-Medizin erkannt, und Voodoo-Ärzte werden des öfteren von hoch dekorierten Wissenschaftlern konsultiert, speziell, wenn es um die Behandlung von Schizophrenie geht.

Übrigens: 15% der Bevölkerung von New Orleans paktizieren auch heute noch den Voodoo-Kult.